Anorexie (Magersucht)
Anorexia athletica (Sportbulimie)
Anorexie (Magersucht)
Bei der Anorexie (Anorexia nervosa) erzielen die Patientinnen** (meist junge Mädchen und Frauen, aber auch (junge) Männer) einen starken Gewichtsverlust. Sie versuchen diesen auf gefährlichem Weg und ohne Rücksicht auf den eigenen Körper zu verstärken oder keinesfalls eine Zunahme an Gewicht zuzulassen. Die Angst vor einem fetten Körper, dicken Bauch oder einer schlaffen Körperform führt dazu, dass die Betroffenen ein extrem niedriges Gewicht anstreben.
Durch die begrenzte Nahrungszufuhr und –auswahl, durch übertriebene sportliche Aktivität oder durch Erbrechen und Diuretika etc., entstehen gefährliche Mangelzustände, die zu körperlichen Folgen führen können. Bei Frauen bleibt so beispielsweise die Menstruation aus oder die erste Periode tritt bei Mädchen gar nicht erst ein (primäre oder sekundäre Amenorrhoe). Zu diesem Krankheitsbild gehört meist auch eine starke Körperschemastörung, die Betroffenen erleben Teile ihres Körpers (meist den Bauch) als zu dick oder zu vorstehend und empfinden sich als deutlich kräftiger als sie sind.
Verlauf und Krankheitsbild können bei der Magersucht sehr individuell verschieden sein. Manche Betroffene „studieren“ Kochbücher und Kalorientabellen, manche wiegen sich mehrmals täglich, manche sind stolz auf ihre Disziplin, manche müssen sich ständig bewegen um Kalorien zu verbrauchen. Viele verspüren auch den Drang, immer etwas tun zu müssen, viele Dinge gleichzeitig zu erledigen und sie erlauben sich dabei nicht, zur Ruhe zu kommen. Normale Dinge wie beispielsweise einen Film schauen, ins Kino gehen oder sich ins Café setzen, sind aufgrund von immensem Bewegunsdrang oder Leistungsdruck häufig ausgeschlossen. Insgesamt fällt Betroffenen das Sitzen oder Liegen oft schwer, so bleiben sie z.B. in Bus und Bahn stehen und „dürfen“ sich nicht entspannen.
Bei den verschiedenen Verhaltensweisen, ist Betroffenen i.d.R. gemeinsam, dass sich die Gedanken fast ausschließlich um das Thema Essen, Gewicht und Kalorien drehen.
Besonders Mädchen und junge Frauen, verknüpfen ihr Selbstwertgefühl häufig mit ihrem Körpergewicht und Aussehen. Sie fühlen sich unwohl in ihrem Körper und beginnen eine Diät, die schließlich in massiver Essstörung endet. Ebenso suchen einige in stark belastenden Situationen Halt und Stabilität in der Essstörung und der Kontrolle über den eigenen Körper. Zu der restriktiven Ernährung und Kalorienzählen, kommt meist schließlich der extreme Bewegungsdrang und Sport dazu.
Patientinnen berichten davon, dass sie sich trotz Magersucht nicht dünn genug fühlen. Einige erkennen zwar auch, dass sie dünn sind, fühlen sich dabei aber dennoch nicht schön. Oft verstecken Sie ihre, von ihnen erkennbar, dünnen Arme durch weite Kleidung vor Blicken anderer, klagen dabei aber über ihren scheinbar „dicken“ Bauch. Schwimmbad und Sauna werden gemieden, um nicht den verletzenden Blicken anderer ausgesetzt zu sein.
Wenn sich das Körpergewicht normalisiert hat, kann anorektisches Verhalten und Denken trotzdem noch sehr dominant sein. Für Außenstehende, selbst für einige Ärzte, ist dann schwer nachvollziehbar, wie viel Macht die Essstörung noch hat und wie das Innenlebend der Betroffenen aussieht. Sätze wie „du bist doch gar nicht so dünn wie Magersüchtige“, können den Weg heraus aus der Krankheit sehr schwer machen. Umso wichtiger ist es, dass Betroffene lernen, ihr Selbstbewusstsein zu stärken. Daneben sollte sich das stützende Umfeld und besonders behandelnde Therapeuten gut mit dem Verhalten bei einer Essstörung wie Magersucht oder Bulimie auskennen und sich intensiv mit den typischen Ängsten, der Ambivalenz, der Not und Widerständen auseinandergesetzt haben.
Anorexia athletica (Sportbulimie)
Eine Form der Anorexie, die vorwiegend im Leistungssport oder in Zusammenhang mit exzessivem Training besteht, ist die Anorexia athletica bzw. Sportbulimie. Bei dieser Essstörung versuchen Betroffene an Gewicht zu verlieren und einen geringeren Körperfettanteil zu erreichen, indem sie zwanghaft Sport betreiben um Kalorien zu verbrennen. Das Ziel der Therapie sollte ein gesundes Verhältnis zum Sport und ein liebevollerer Umgang mit dem eigenen Körper sein. Betroffene sollen lernen, Sport nicht aus Zwang zu betreiben oder mit dem Ziel abzunehmen, sondern zwanglos und aus Freude.
**da überwiegend Mädchen und Frauen unter Bulimie leiden, verwende ich in meinem Text die weibliche Form, jedoch sind beide Geschlechter gemeint
©Lucienne Rudersdorf
Informationen zu weiteren Formen von Essstörungen und meinem Therapie-Angebot finden sich auf folgenden Seiten:
mein Therapie-Angebot (E) und Therapieverfahren u.a. Dialektisch-Behaviorale-Therapie (DBT)
Ist das eigene Kind bereits von einer Essstörung betroffen oder entwickelt sich gerade ein sehr verändertes, restriktives Essverhalten, finden Eltern hier Informationen wie z.B. zum Umgang mit der Magersucht der Tochter. Als Mutter oder Vater psychisch kranker Kinder, kann ein Austausch und Hilfe bei schwierigen Themen wie Essen, Kochen und Gewicht viel Sicherheit und Entlastung bringen. Weniger angespannte Eltern, führen schließlich auch für die Betroffenen zu Entlastung, weniger Schuldgefühlen und mehr Vertrauen.
Informationen zu meiner Person und dem Ablauf einer Therapie finden sich hier: